Herzlich willkommen zu einem weiteren Beitrag von “Nüchtern betrachtet”. Heute möchte ich ein Thema ansprechen, das viele von uns betrifft, insbesondere diejenigen, die sich auf dem Weg der Genesung von einer Alkoholsucht befinden. Es geht darum, wie wir mit Triggern umgehen und warum es letztendlich unsere eigene Entscheidung ist, ob wir uns von etwas beeinflussen lassen oder nicht.
Vielleicht hast du schon einmal die Erfahrung gemacht, dass du in bestimmten Situationen oder an bestimmten Orten plötzlich das Verlangen nach Alkohol verspürst. Vielleicht ist es der Gang durch den Supermarkt, das Vorbeigehen an der Alkoholabteilung oder sogar das bloße Sehen einer Flasche. Diese Momente können herausfordernd sein, aber sie bieten auch eine Gelegenheit zur Selbstreflexion und zum Wachstum.
In diesem Beitrag möchte ich meine eigenen Erfahrungen teilen und dir zeigen, wie du lernen kannst, mit solchen Situationen umzugehen. Ich werde darauf eingehen, warum es wichtig ist, die Kontrolle über unsere Reaktionen zu übernehmen, und wie wir durch bewusste Entscheidungen unsere Trigger entmachten können.
Meine persönliche Erfahrung mit Triggern
Zu Beginn möchte ich eine kleine Anekdote teilen. Vor einiger Zeit habe ich ein Video aufgenommen, in dem ich leere Wodkaflaschen gezeigt habe. Für manche mag das provokant gewesen sein, und vielleicht hat es sogar den einen oder anderen getriggert. Doch genau darum ging es mir: zu zeigen, dass diese Flaschen an sich keine Macht über uns haben. Sie sind einfach nur Gegenstände, ohne irgendeine intrinsische Bedeutung.
Früher war das für mich anders. In den ersten Wochen meiner Nüchternheit war es eine Herausforderung, durch den Supermarkt zu gehen und an den Alkoholregalen vorbeizulaufen. Das bloße Sehen einer Flasche Wodka konnte ein starkes Verlangen in mir auslösen. Doch mit der Zeit habe ich gelernt, meine Perspektive zu ändern und die Kontrolle über meine Reaktionen zu übernehmen.
Die Macht der persönlichen Wertung
Es ist faszinierend, wie viel Macht wir alltäglichen Gegenständen oder Situationen geben können, einfach nur durch die Bedeutung, die wir ihnen beimessen. Ein Beispiel: Wenn ich heute durch den Supermarkt gehe und an den Regalen mit Kichererbsen, Oliven oder bestimmten Soßen vorbeilaufe, lösen diese keinerlei Reaktion in mir aus. Warum? Weil ich keine persönliche Verbindung zu diesen Produkten habe. Sie sind für mich irrelevant.
Warum sollte es also mit Alkohol anders sein? Die Flaschen im Regal sind nur Objekte. Sie haben keine Macht über uns, es sei denn, wir geben sie ihnen. Es ist unsere persönliche Wertung, die entscheidet, ob wir getriggert werden oder nicht.
Der innere Monolog als Schlüssel zur Selbstkontrolle
Wenn du merkst, dass bestimmte Situationen oder Gegenstände ein Verlangen in dir auslösen, betrachte dies als Einladung zu einem inneren Monolog. Frage dich:
•Warum triggert mich das gerade?
•Welche Gefühle oder Gedanken kommen in mir auf?
•Was erwarte ich von dem Konsum des Alkohols?
Indem du diese Fragen ehrlich beantwortest, lernst du mehr über dich selbst und die wahren Gründe hinter deinem Verlangen. Oft sind es nicht die äußeren Umstände, die uns beeinflussen, sondern unsere inneren Überzeugungen und Gewohnheiten.
Die Illusion der Kontrolle durch Alkohol
Viele von uns haben in der Vergangenheit Alkohol als Mittel benutzt, um mit Stress, Angst oder anderen negativen Emotionen umzugehen. Wir haben uns vielleicht eingeredet, dass der Alkohol uns hilft, zu entspannen oder Probleme zu vergessen. Doch in Wirklichkeit verschlimmert er die Situation nur.
Der Alkohol bietet keine echten Lösungen. Er ist wie ein schlechter Berater, der uns leere Versprechungen macht, aber keine wirklichen Antworten liefert. Wenn wir uns dessen bewusst werden, fällt es uns leichter, seine Macht über uns zu entziehen.
Die Verantwortung für unsere Entscheidungen
Es ist wichtig zu erkennen, dass wir die Verantwortung für unsere eigenen Entscheidungen tragen. Niemand zwingt uns, zur Flasche zu greifen. Die Flasche steht einfach da. Sie tut nichts von sich aus. Wir sind es, die ihr Bedeutung verleihen und darauf reagieren.
Indem wir die Verantwortung übernehmen, gewinnen wir die Kontrolle zurück. Wir sind nicht Opfer unserer Umstände, sondern aktive Gestalter unseres Lebens.
Praktische Strategien zum Umgang mit Triggern
1. Bewusstsein schaffen: Erkenne die Situationen, in denen du getriggert wirst. Mache dir bewusst, welche Gedanken und Gefühle dabei aufkommen.
2. Perspektivwechsel: Betrachte den Alkohol als das, was er ist – ein Getränk, das keine Macht über dich hat, es sei denn, du gibst sie ihm.
3. Innere Dialoge führen: Nutze den inneren Monolog, um deine wahren Bedürfnisse und Gefühle zu erkunden. Frage dich, was du wirklich brauchst.
4. Neue Gewohnheiten etablieren: Finde Alternativen zum Alkohol, um mit Stress oder negativen Emotionen umzugehen. Das können Sport, Meditation, Hobbys oder das Gespräch mit Freunden sein.
5. Selbstmitgefühl üben: Sei geduldig und freundlich zu dir selbst. Rückfälle oder schwierige Momente sind Teil des Prozesses. Wichtig ist, dass du immer wieder aufstehst und weitermachst.
Die Rolle der Gemeinschaft
Niemand muss diesen Weg allein gehen. Es gibt viele Menschen, die ähnliche Erfahrungen machen und bereit sind, ihre Geschichten und Unterstützung zu teilen. Deshalb haben wir eine Online-Community ins Leben gerufen, in der sich Betroffene austauschen können.
Unter alkoholsucht-hilfe.de findest du ein Forum, in dem du dich anonym anmelden und mit anderen in Kontakt treten kannst. Hier kannst du Fragen stellen, Erfahrungen teilen und dich mit Menschen verbinden, die dich verstehen und unterstützen.
Die Entmachtung des Alkohols
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Genesung ist die Entmachtung des Alkohols. Indem wir ihm die Bedeutung nehmen, die wir ihm einst gegeben haben, verlieren auch die Trigger an Stärke.
Denke daran, dass der Alkohol keine Lösung bietet. Er kann dir nicht geben, was du wirklich brauchst. Er ist nicht die Antwort auf Stress, Langeweile, Angst oder Traurigkeit. Diese Gefühle sind Teil des menschlichen Erlebens, und es gibt gesündere Wege, mit ihnen umzugehen.
Die Bedeutung der Selbstreflexion
Selbstreflexion ist ein mächtiges Werkzeug. Sie ermöglicht es uns, unsere Gedanken, Gefühle und Handlungen zu hinterfragen und besser zu verstehen. Durch Selbstreflexion können wir Muster erkennen und ändern, die uns nicht mehr dienen.
Wenn du dich das nächste Mal getriggert fühlst, nimm dir einen Moment Zeit, um innezuhalten und zu reflektieren. Was passiert gerade in dir? Welche Gedanken gehen dir durch den Kopf? Wie fühlt sich dein Körper an?
Diese Achtsamkeit kann dir helfen, bewusster zu reagieren, anstatt automatisch zum Alkohol zu greifen.
Der Weg zur Selbstermächtigung
Die Reise zur Nüchternheit ist auch eine Reise zur Selbstermächtigung. Es geht darum, die Kontrolle über das eigene Leben zurückzugewinnen und bewusste Entscheidungen zu treffen.
Indem du erkennst, dass du die Macht hast, zu entscheiden, ob dich etwas triggert oder nicht, stärkst du dein Selbstbewusstsein und deine Selbstwirksamkeit.
Abschließende Gedanken
Ich hoffe, dass dieser Beitrag dir neue Perspektiven bietet und dich ermutigt, die Verantwortung für deine Reaktionen zu übernehmen. Es ist nicht immer einfach, aber es ist möglich.
Denke daran, dass du nicht allein bist. Es gibt viele Menschen, die ähnliche Herausforderungen meistern, und es gibt Unterstützung und Ressourcen, die dir helfen können.
Wenn du das Gefühl hast, dass du zusätzliche Unterstützung brauchst, zögere nicht, unsere Online-Community zu besuchen oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Einladung zur Gemeinschaft
Abschließend möchte ich dich noch einmal herzlich einladen, Teil unserer Gemeinschaft zu werden. Unter alkoholsucht-hilfe.de findest du eine sichere und unterstützende Umgebung, in der du dich austauschen kannst.
Egal, wo du gerade stehst – ob du noch trinkst, aufhörst oder bereits nüchtern bist – du bist willkommen. Gemeinsam können wir einen sicheren Hafen schaffen, in dem wir uns gegenseitig unterstützen und ermutigen.
Danksagung
Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, diesen Beitrag zu lesen. Ich hoffe, dass er dir neue Einsichten und Motivation bietet.
Wenn du Fragen oder Anmerkungen hast, lass es mich gerne wissen. Dein Feedback ist wertvoll und hilft uns, besser auf die Bedürfnisse unserer Gemeinschaft einzugehen.
In diesem Sinne wünsche ich dir alles Gute auf deinem Weg. Denke daran: Es ist deine Entscheidung, wie du auf die Welt um dich herum reagierst.
Bis zum nächsten Mal und bleib stark!
Hier findest du, wie immer, die zugehörige Folge (208) und das Video:
ÜBER DEN AUTOR
Dennis Kassel
Dennis hat selber über 22 Jahre getrunken, bis er 2019 endlich den Absprung geschafft hat.
Aus seiner Geschichte wurde der Amazon Bestseller "Raus aus der Alkoholfalle", dann erblickte der "Nüchtern Betrachtet"-Podcast das Licht der Welt und seitdem hat Dennis tausende Menschen auf ihrem Weg begleitet und mit hunderten persönlich gearbeitet.
Im Podcast erfährst Du jede Woche Freitag um 18 Uhr eine neue Sichtweise auf das Thema Alkoholsucht.
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